Mittwoch, 14. Juli 2010
Rhea-Lexikon: M wie Matschtomate
Eigentlich hat sie ja ihre Vorteile, die gentechnisch veränderte Tomate, wie mir kürzlich ein Kollege vorschwärmte. Sie verwandele sich nicht wie ihre natürlich erzeugten Artgenossen in kurzer Zeit in ein matschiges rotes Etwas, sondern sei auch nach einigen Tagen noch genießbar. Vielleicht könne man die gewonnenen Erkenntnisse ja auch eines Tages auf Menschen anwenden, sowieso sei die Gentechnik ein ungeheuer weites Feld.
Ich fand die Vorstellung einer nicht mehr matschenden Tomate weniger erbaulich.
Denn schließlich hat deren Transformation in ein ungenießbares Etwas ja eigentlich einen tieferen Sinn: Die Natur will uns damit zeigen, dass man Gemüse im Allgemeinen nicht ewig aufbewahren kann. Denn neben dem Aussehen leiden meist auch Geschmack und Nährstoff- und Vitamingehalt irgendwann mit. Wie auch immer, mittlerweile kann es also durchaus sein, dass die toll aussehende Tomate aus der Gemüseabteilung im Vergleich zu ihren nicht genmanipulierten Verwandten etwas länger im Regal liegt und man ihr die Langerzeit nicht einmal mehr ansieht.



Irgendwann fielen mir dann Parallelen zu meinen Mitmenschen auf: Besagter Kollege begann allmählich, mir nicht nur mit seiner Begeisterung für Matschtomaten gehörig auf den Wecker zu gehen (und anders als zunächst gedacht musste ich insgeheim doch zugeben, dass auch er außen hui und innen pfui zu sein schien).
Noch erschreckender fand ich allerdings die Vision von nicht alternden menschlichen Tomaten- ihre "natürlichen Vorbilder" werden wenigstens irgendwann aufgrund ihres vorprogrammierten Verfallsdatums auf dem Kompost entsorgt und uns nicht endlos als geschmacklose Wiedergänger ohne Biss um die Ohren gehauen.

text + photo by s.c.h.

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