Montag, 17. November 2014
Rhea-Lexikon: M wie Midlife-Crisis
Ich habe immer gedacht, das kann mir nicht passieren. Nein, ich würde als Mittvierziger nie auf die Idee kommen, mit dem Pole Dancing anzufangen. Schon gar nicht käme es in Frage, meine Ehe aufzugeben für jemand anders und sich wieder wie ein Teenager aufzuführen. Aber irgendwie musste ich feststellen, dass ich mich geirrt habe: Auch ich bin nicht immun gegen die Midlife-Crisis. Deshalb gehe ich davon aus, dass es auch nicht das letzte Mal sein wird, dass sie mich heimsucht.
Nein, hier geht es nicht um Falten oder Celluluitis, sondern um etwas, was gerade mein Inneres zuoberst kehrt. Den Wandel der Werte, die für mich wichtig sind, das Hinzukommen neuer Interessen und der Wegfall alter Hobbys. Neue Träume, neue Pläne.
Man könnte entgegnen, der Stillstand sei der Feind alles Lebendigen. Und doch macht es nachdenklich, wenn man das Gefühl hat, nun doch irgendwie an einem Scheideweg angekommen und dem Lauf der Dinge irgendwie ausgeliefert zu sein. Denn eigentlich wollte ich nie eine Midlife-Crisis haben, ich dachte, ich sei mit dem Jetzt soweit zufrieden, dass ich nicht mein komplettes Leben umzukrempeln bräuchte. Falsch.
Es kristallisiert sich heraus, dass ich mehr auf mich selbst achten muss, wenn ich nicht untergehen will. Ich bemühe, denen die mir am nächsten stehen, damit nicht zu viel Angst einzujagen, vermisse aber auch Freunde, mit denen ich darüber reden kann. Sollte ich am Ende nicht besser sein als ein Teenager, der den Stürmen der Hormone und Gefühle hilflos ausgeliefert ist? Oder muss man sich einfach von Zeit zu Zeit neue Ankerpunkte in seinem Leben suchen?





text by s.c.h.

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