Sonntag, 15. August 2010
... und kein bisschen leise
Wir Menschen haben eine manchmal recht nervige Angewohnheit: Wir müllen unsere Umwelt zu- nicht nur mit Abfall aller Art, sondern auch mit Lärm. Das beginnt beim laut röhrenden Motorrad-Auspuff und endet bei der musikalischen Terrorisierung der Umgebung.
Letzteres Phänomen kann man mittlerweile überall beobachten: Auf der Straße, in den Zugabteilen oder in der Straßenbahn, natürlich auch auf (privaten) Partys. Ohne musikalische Dauerbeschallung scheint nichts mehr zu laufen, wozu Handy und IPod viel beitragen. Das Beste: Die Jugend lässt mittlerweile die gesamte belebte und unbelebte Umgebung in einem Umkreis von rund drei Metern an ihrem "Musikgenuss" teilhaben- und hört dabei für meinen Geschmack großteils schreckliche Musik.
Ob diese dann mit oder ohne Ohrhöhrer konsumiert wird, ist dann eigentlich egal: Bei beiden Hörarten kommt mittlerweile bei den Umstehenden fast gleich viel Musik an- gewollt oder ungewollt.Man kann dem Dauerlärm nur mit Mühe entkommen. Am liebsten würde man selbst die eigene Musik so laut aufdrehen, dass die aufdringliche und leider allgegenwärtige Hintergrundberieselung übertönt wird. Aber dieses "Lauter-als-der-Andere" kann die Situation an sich auch nur verschärfen, denn jemand anders mit verschiedenem Musikgeschmack würde wahrscheinlich auch bald auf die gleiche Idee kommen.

Nebeneffekte der "Lärm-Vermüllung":
a) Die Heranwachsenden machen sich durch zu hohe Lautstärkepegel das Gehör kaputt- falls sie überhaupt Ohrhörer tragen (kann mir ja eigentlich überwiegend egal sein)
b) eine Entwicklung unter dem Aspekt "der andere ist laut, also bin ich lauter" wird angestoßen (wovon auch ich direkt betroffen bin)
Bleiben also nur zwei Wahlmöglichkeiten: Den wuchernden Lärmteppich so gut es geht ignorieren oder selbst immer lauter drehen.

Notiz am Rande: Auch die Tierwelt ist von der Dauerbeschallung mittlerweile betroffen. Wie mehrmals mit eigenen Ohren gehört, gibt es mittlerweile Vögel, die von ihrem "normalen" Gesang abgewichen sind und nunmehr Handy-Klingeltöne imitieren. Dies soll ihnen wohl Vorteile gegenüber "traditionellen" Artgenossen verschaffen, die nur über das übliche Waffenarsenal der Balzlaute verfügen, habe ich mal irgendwo gelesen. Bleibt nur noch die Frage, ob Biologen dann in vielleicht fünfzig Jahren nicht mehr zwischen Amsel, Drossel, Fink und Star, sondern nur noch zwischen Nokia-, LG- und IPhone-Vögeln unterscheiden können.

text by s.c.h.

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