Freitag, 3. September 2010
Einer der größten Fehler, die man bei mir machen kann- oder: Ich fordere Respekt
Ich bin ein meist überaus analytisch denkender Mensch. Wahrscheinlich sind viele meiner Denkvorgänge für Außenstehende schwer zu begreifen, aber meistens bringen sie mich schnell an das gewählte Ziel.
Ich kann bestimmte Aussagen von Leuten, denen ich sehr nahe stehe, akzeptieren und mit ihnen umgehen, weil ich weiß, dass sie aus der Macht der Gewohnheit her entstehen. Aber von den meisten anderen Menschen, die mir an den Kopf werfen, dass ich dumm sei und mir "noch einmal gaaaaanz langsam" den vermeintlich überaus schwierigen Sachverhalt erklären wollen, lasse ich mir eine solche Unterstellung nicht gefallen. Erst gestern Abend wäre ich aus diesem Grunde im Kreise der Vereinskameraden fast geplatzt- vielleicht reagiere ich ja auch als Frau empfindlicher auf eine solche "Kritik" aus dem Mund eines Mannes.
Außerdem kann ich es nicht leiden, wenn auf meine präzisen Fragen mit ellenlangen erzählerischen Umwegen und Einflechtungen geantwortet wird, was meinen Ärger in dieser Situation noch steigerte. Ich halte mich nicht für den Ursprung der Weisheit, aber ohne einen gewissen Grundrespekt geht es einfach nicht- darauf reagiere ich extrem allergisch. Zumal die betreffende Person bereits mehrmals Kommentare losgelassen und wohl manche für mich nicht wirklich nachvollziehbare Ansichten hat, die mich ziemlich irritiert hatten. Angesichts des frontalen Angriffes habe ich mit erhobener Stimme zurück geblafft- aber irgendwie habe ich jetzt immer noch das Gefühl, nicht kraftvoll genug verbal zurück geschlagen zu haben, um solche Entgleisungen künftig zu verhindern. Nun gut. Er hat den größten Fehler gemacht, den man bei mir machen kann. Und ich habe es als seinen Fehler definiert und aufgenommen. Aber es ging einfach nicht anders. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen.
Außerdem bilde ich mir ein, für Vorgänge innerhalb einer Gruppe eine "gute Nase" zu haben. Natürlich macht es mir auch Spaß, mir anhand dieser "Analysen" den ein oder anderen Gedanken über die Machtverhältnisse und deren Verschiebung zu machen. Nicht zuletzt bin ich mittlerweile so weit, dass ich meistens, wenn mir etwas partout nicht in den Kram passt, dies auch kundtun kann. Und momentan ist das innerhalb des Vereines Einiges. Leider bin ich im Laufe der vergangenen Jahre zu sehr zur Vereinsmeierin geworden, als dass ich dem Treiben ungerührt den Rücken zuwenden könnte. Auf den oben genannten Kameraden treffe ich zum Glück nicht immer und kann ihm meistens aus dem Weg gehen. Und davon, dass von Kameraden an meinem oder dem Stuhl meines Mannes gesägt wird, habe ich gottseidank noch nichts mitbekommen. Könnte sonst nicht nur für mich, sondern auch die Vereinsoberen eine unschöne Geschichte werden- und das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen.
Ich bin gern bereit, meine ganze Energie in den Verein zu stecken. Wenn ich aber merke, dass einige Leute eine "Scheißegal"-Einstellung entwickeln und fleißig verbreiten, hört bei mir der Spaß auf. Ein bisschen mehr Respekt mir gegenüber wäre für gewisse Leute auch nicht schlecht.
Grundsätzlich bin ich eigentlich auch kein nachtragender Mensch. Aber nach diesen Unterstellungen über meine Intelligenz, die zweifelsohne nicht zutreffend sind, bin ich mir nicht mehr sicher, ob sich das nicht doch ändert- zumindest für gewisse Personen. Alles in allem hat mir dieser Konflikt eine schlaflose und schlechte Nacht beschert wie schon lange nicht mehr- und mir wertvolle entspannte Minuten und gar Stunden gestohlen. Aber mich darüber nicht aufzuregen, habe ich beim besten Willen nicht geschafft. Meditieren soll ja helfen beim völligen Abschalten- könnte ich manchmal wirklich gebrauchen. Wenn ich mal Zeit zum Üben habe... (wahrscheinlich aber nicht so bald)

text by s.c.h.

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