Freitag, 1. April 2011
Kommunizieren in Problemfällen- von tauben Ohren und fehlender Selbstkritik
In letzter Zeit fällt es mir immer öfter auf: Die Menschen reden miteinander, haben sich aber dabei nicht wirklich etwas zu sagen. Oder sie können sich nicht adäquat ausdrücken, ihre Gefühle nicht verbalisieren, ihre Bedürfnisse nicht klar umreißen.
Oder sie hören anderen mehr oder weniger begeistert (meistens ist letzteres der Fall) zu, aber letztendlich wollen sie das, was ihr Gegenüber sagen möchte, nicht im Bewusstsein ankommen lassen- frei nach dem Motto "Ohren auf Durchzug stellen". Auf dass der Andere gegen die Wand rede.

Ich behaupte ja nicht, dass kommunizieren einfach ist. Mittlerweile trägt die sich immer rasend weiter entwickelnde Technik ja das Ihrige dazu bei, dass man sich nicht mehr mit seinem Gegenüber direkt in Verbindung setzen muss. Was viele Grenzen neu zieht, aber auch viel Wichtiges als unwichtig einstuft.

Manche wollen gar nicht mehr ihre Probleme im direkten Gespräch mit dem Anderen klären- sie sind der festen Überzeugung, dass das a) sowieso sinnlos sei und nichts bringen würde, weil b) das Gegenüber ja seine derzeitige seelische Lage nicht verbalisieren könne. Wobei ich mich manchmal frage, ob erstere Person manchmal doch irgendwie von sich selbst spricht- die eigene Reaktion schlicht auf andere projiziert und den Versuch, auf die Betroffenen zuzugehen, so einfach im Keim erstickt. So verbohrt auf der eigenen Position festzusitzen ist in der Tat kein guter Boden für eine gemeinsame Aussprache. Und auch wenn es von außen nicht immer so aussieht: Eine Beziehung ist in der Tat manchmal das Ergebnis harter Arbeit- das Ergebnis einer dauernden Kommunikation(sbereitschaft) und manchmal auch des Aufeinander-zu-gehen-Könnens.

Vielleicht bringt die Zeit die Einsicht (zur Erinnerung: ich habe öfters Recht als ihr denkt/ gedacht habt!!!, es hört aber trotzdem fast nie jemand auf mich bis es zu spät ist), ansonsten bleibt noch der Aufruf zur Toleranz gegenüber den kommunikativ und verbal weniger Gesegneten. Manchmal braucht es nur Gesten, Worte sind dann überflüssig. Wenn sich beide drauf einlassen, wäre dies noch eine weitere kommunikative Ebene, auf der man sich treffen könnte. Braucht aber- wie gesagt- etwas Toleranz, Verständnis und Bereitschaft von beiden Seiten und möglicherweise etwas Zeit zum Verstehen der ganzen Sache. Ist nicht unkompliziert, aber das Leben ist auch kein Wunschkonzert und was leicht zu haben/ bekommen ist, ist meist auch nicht viel wert.

Geht aufeinander zu, denn nur gemeinsam könnt ihr die Probleme lösen. Und für deren Entstehung seid ihr vielleicht sogar in größerem Maße mit verantwortlich als ihr denkt (ja, ich weiß, Selbstkritik ist die schwerste Kritik- aber wer sich darauf einlässt, wird sich weiter entwickeln können). Der Andere ist nicht immer allein der Böse. Wer Wind sät, wird Sturm ernten.

Und dann gibt es noch die, die grundsätzlich vor gut gemeinten Worten ihre Ohren versiegeln und erst einmal selbst auf die Schnauze fallen müssen, bevor sie merken, dass der Andere vielleicht doch Recht hatte. Doch daran sind sie alleine und voll und ganz selbst Schuld. Man muss nämlich nicht nur reden, sondern manchmal auch zuhören können- nur dann kann Kommunikation auch funktionieren.

text by s.c.h.

... comment